Vor einigen Monaten bemerkte ich bei manchen Menschen eine deutliche Verunsicherung: Wie soll man denn ohne Missverständnisse kommunizieren, wenn man eine Maske trägt. Es ist ja «unter normalen Bedingungen» schon schwer genug, sich verständlich zu machen.
(c) Can Stock Photo / halfpoint
Ich hörte Dinge wie: Wenn ich mit anderen spreche, dann sieht man meine Mimik nicht mehr richtig. Es wird viele Missverständnisse geben. Leute können nicht mehr erkennen, wie ich auf sie und ihre Ideen reagiere.
Sofort kamen Empfehlung in Podcasts und Youtube-Filmchen, wie man denn trotz Maske die Mimik sieht. Eine Empfehlung war zum Beispiel, das Lachen so zu übertreiben, dass die Lachfalten um die Augen deutlicher hervortreten.
Über die letzten Wochen konnten wir alle mit Maske üben. Zum Glück hat niemand, dem ich begegnet bin, die Mimik übertrieben.
Ich habe viel andere Menschen und deren Interaktion untereinander beobachtet (eine Berufskrankheit als Schauspielerin ;-)…). Was ich beobachten konnte: die Menschen haben sich nonverbal trotzdem verstanden, egal ob mit dem Kleinkind geschäkert wurde oder ob es ein ernstes Gespräch unter Erwachsenen war. Das Gehirn «rechnet sich» wie ein Computer den Rest des Gesichts dazu.
Man verstand sich nicht, weil der Maskenträger zu leise sprach.
Anne-Christiane Schneider
Aber, und jetzt kommt das grosse Aber: Trotzdem gab es Verständnisprobleme. Das waren aber sehr oft akustische Probleme. Man verstand sich nicht, weil der Maskenträger zu leise sprach. Die Maske dämpft die Lautstärke deutlich. Je dicker der Stoff, desto weniger Schallwellen des Sprechenden kommen durch. Denken Sie nur mal an dicke Vorhänge in der Wohnung, die Geräusche von aussen leiser machen. Der gleiche Effekt tritt auch bei Masken auf. Nur was beim Sprechen mit Masken richtig gemein ist: Als Sprecher mit Maske höre ich mich selbst lauter. Ich denke also, ich bin schon laut genug. Das heisst in der Konsequenz, dass ich unbewusst und ungewollt noch leiser spreche, als ich ohne Maske reden würde.
Die Lösung des Problems ist: Sie sollten einfach lauter sprechen. Im Schauspielerjargon sagt man dazu: Sie müssen bis zum Empfänger «senden». Denken Sie nicht nur einmal daran, sondern immer wieder, denn die Umstellung der Sendelautstärke braucht sehr häufige Wiederholungen bevor das verinnerlicht wird.
Das hat noch einen guten Nebeneffekt. Die meisten Menschen sprechen im Alltag, bei Auftritten und in Präsentationen zu leise. Wenn Sie jetzt üben laut zu reden, werden Sie für die Zeit nach Corona keine Probleme mehr haben, angemessen laut in Präsentationen und Auftrittssituationen zu sprechen. Sie können sich dann verständlicher machen und werden überzeugender und selbstbewusster rüberkommen. Nutzen Sie die Zeit des Masken-Tragen doch dafür.
In dem Sinne wünsche ich Ihnen gute Gespräche mit Maske!
Inputs zu weiteren Themen im Präsentations-Blog.
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